Inmitten der majestätischen Berge der Leventina, nahe dem kleinen Dorf Prato, liegt ein See, der von den Einheimischen als der “Verfluchte See” bekannt ist. Die Legende dieses Sees hat sich über Generationen hinweg erhalten und birgt eine düstere Geschichte, die sich tief in die Herzen der Dorfbewohner eingegraben hat.
Es war vor vielen Jahrhunderten, als Prato noch ein kleines, kaum bekanntes Dorf war. Die Menschen lebten einfach und bescheiden, hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem, was die umliegenden Wälder und Berge boten. In jenen Tagen war der See ein Ort der Freude und des Friedens. Die Dorfbewohner kamen oft hierher, um zu fischen, zu schwimmen oder einfach die Ruhe zu genießen.
Doch eines Tages kam ein fremder Wanderer ins Dorf. Er war ein alter, gebrechlicher Mann mit einem langen weißen Bart und Augen, die die Weisheit vieler Jahre widerspiegelten. Er erzählte den Dorfbewohnern, dass er ein mächtiger Zauberer sei, der auf der Suche nach einem Ort der Ruhe und des Friedens sei. Die Dorfbewohner, gutherzig und gastfreundlich, boten ihm an, in ihrem Dorf zu bleiben und sich am See niederzulassen.
Der Zauberer nahm das Angebot dankbar an und baute sich eine kleine Hütte am Ufer des Sees. Er lebte viele Jahre in Frieden mit den Dorfbewohnern und half ihnen oft mit seinen magischen Kräften. Er heilte Kranke, half bei der Ernte und beschützte das Dorf vor Unheil. Die Dorfbewohner verehrten ihn und betrachteten ihn als ihren Beschützer.
Doch eines Tages kam eine dunkle Wolke über das Dorf. Eine Gruppe von Räubern, angeführt von einem grausamen und habgierigen Mann namens Goro, hörte von dem Zauberer und seinen Schätzen. Sie beschlossen, das Dorf zu überfallen und den Zauberer zu zwingen, ihnen seine magischen Geheimnisse und Schätze zu überlassen.
In einer finsteren Nacht griffen die Räuber das Dorf an. Sie brannten Häuser nieder, plünderten und mordeten. Der Zauberer, der die Verzweiflung der Dorfbewohner sah, versuchte, sie zu schützen. Er stellte sich den Räubern entgegen und rief die Kräfte der Natur zu Hilfe. Doch Goro, der eine mächtige magische Waffe besaß, die er einst von einem anderen Zauberer gestohlen hatte, schaffte es, den alten Mann zu überwältigen.
Mit seinen letzten Kräften sprach der Zauberer einen Fluch über den See und das Dorf aus. Er schwor, dass niemand, der das Wasser des Sees berührt, jemals wieder Frieden finden würde. Der See würde für immer verflucht sein, und jede Seele, die in seinen Tiefen verloren ginge, würde für alle Ewigkeit gefangen bleiben.
Kaum hatte der Zauberer seinen Fluch ausgesprochen, verschwand er in einem Blitz aus Licht und Rauch. Die Räuber, die den Fluch nicht ernst nahmen, versuchten, den See zu plündern, doch einer nach dem anderen verschwand spurlos in den dunklen Tiefen des Wassers. Die wenigen Überlebenden flohen in Panik und erzählten überall von dem verfluchten See.
Seit jenem Tag wagte es niemand mehr, das Wasser des Sees zu berühren. Die Dorfbewohner mieden den See und erzählten ihren Kindern von der düsteren Geschichte, die sich dort zugetragen hatte. Der See blieb still und unberührt, ein ständiges Mahnmal für die Macht des alten Zauberers und die Gier der Menschen.
Es heißt, dass an besonders stillen Nächten, wenn der Mond hoch am Himmel steht und sein silbernes Licht auf den See wirft, man die gequälten Seelen der verlorenen Räuber hören kann, die um Erlösung flehen. Doch der Fluch bleibt bestehen, und der See bleibt verflucht, ein ewiges Symbol für die dunklen Geheimnisse, die tief in den Bergen der Leventina verborgen sind.
So lebt die Legende des Verfluchten Sees von Prato weiter, eine düstere Erinnerung an die Macht der Magie und die Folgen von Gier und Gewalt. Die Dorfbewohner ehren das Andenken an den alten Zauberer und hüten die Geschichte wie einen kostbaren Schatz, damit sie niemals vergessen wird.