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Die Legende des Verfluchten Tunnels von Riviera

In der malerischen Region Riviera im Tessin, wo die Berge majestätisch in den Himmel ragen und die Flüsse glitzernd durch die Täler fließen, gibt es eine alte Sage, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Diese Geschichte handelt von einem geheimnisvollen Tunnel, der tief in den Bergen verborgen liegt und von einer schrecklichen Macht bewacht wird.

Vor vielen Jahrhunderten, als die Region noch von kleinen Dörfern und weiten Wäldern geprägt war, lebte ein armer, aber mutiger Jäger namens Marco. Marco war bekannt für seine außergewöhnliche Tapferkeit und seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute. Eines Tages, während er in den dichten Wäldern jagte, stieß er auf einen alten, bemoosten Eingang zu einem Tunnel, den er noch nie zuvor gesehen hatte.

Neugierig und ohne Furcht beschloss Marco, den Tunnel zu erkunden. Er nahm seine Fackel und trat ein. Der Tunnel war dunkel und feucht, und das Licht der Fackel warf gespenstische Schatten an die Wände. Nach einer Weile stieß Marco auf eine schwere, eiserne Tür, die mit seltsamen Symbolen verziert war. Ohne zu zögern, drückte er gegen die Tür, die überraschend leicht aufschwang.

Hinter der Tür fand Marco eine riesige Kammer, gefüllt mit unermesslichen Schätzen – Gold, Edelsteine und antike Artefakte, die in der Dunkelheit funkelten. Doch bevor er sich an den Schätzen erfreuen konnte, hörte er ein tiefes, bedrohliches Knurren. Aus den Schatten trat ein riesiger, schwarzer Hund mit glühenden roten Augen, der den Eingang zur Kammer bewachte. Es war der Teufelshund, ein Wesen, das die Schätze seit Jahrhunderten bewachte und jeden Eindringling gnadenlos verfolgte.

Marco wusste, dass er keine Chance hatte, gegen das Ungeheuer zu kämpfen. Er rannte so schnell er konnte zurück durch den Tunnel, doch der Hund war ihm dicht auf den Fersen. Gerade als er den Ausgang erreichte, spürte er die heißen Atemzüge des Hundes im Nacken. In einem verzweifelten Versuch, sich zu retten, rief er die Götter um Hilfe an.

Plötzlich schien die Zeit stillzustehen, und eine strahlende Gestalt erschien vor ihm. Es war eine alte, weise Frau, die als die Hüterin der Berge bekannt war. Sie hob ihre Hand und der Hund wich zurück, knurrend und zähnefletschend. Die Hüterin sprach mit einer Stimme, die wie das Rauschen des Windes klang: „Marco, du hast den verfluchten Tunnel betreten und den Zorn des Teufelshundes geweckt. Doch dein Mut und deine Reinheit des Herzens haben dich gerettet. Gehe nun und erzähle niemandem von diesem Ort, denn der Fluch wird jeden treffen, der versucht, die Schätze zu stehlen.“

Marco dankte der Hüterin und verließ den Tunnel, dessen Eingang sich hinter ihm verschloss und nie wieder gefunden wurde. Er kehrte in sein Dorf zurück und lebte fortan ein einfaches, aber erfülltes Leben. Die Geschichte des verfluchten Tunnels erzählte er nur seinen engsten Vertrauten, und sie wurde zu einer Warnung für alle, die von Reichtum und Macht verführt werden könnten.

Seit jenem Tag wurde der Tunnel nie wieder gefunden, und der Teufelshund blieb in den Tiefen der Berge, um die Schätze zu bewachen. Doch die Legende lebt weiter, und die Menschen von Riviera erzählen sie noch heute an langen Winterabenden am Kaminfeuer, um daran zu erinnern, dass Mut und Reinheit des Herzens die größten Schätze sind, die ein Mensch besitzen kann.