Vor vielen Jahrhunderten, als die Wälder des Reiat noch dichter und die Nächte dunkler waren, erzählte man sich in Lohn von einem geheimen Tunnel, der tief unter dem Dorf verlief. Dieser Tunnel war nicht nur ein einfacher Gang, sondern ein mystisches Bauwerk, das von den alten Kelten geschaffen worden sein sollte. Die Sage besagt, dass der Tunnel einst als Fluchtweg und Schatzkammer diente, und dass er von mächtigen Geistern bewacht wurde.
Es war eine besonders kalte und stürmische Nacht, als ein junger Hirte namens Jakob mit seiner Herde in die Nähe von Lohn kam. Jakob war ein neugieriger und abenteuerlustiger Bursche, der stets auf der Suche nach neuen Geschichten und Geheimnissen war. Als er das Dorf erreichte, suchte er Schutz in der kleinen Taverne, die von einem alten Mann namens Hans betrieben wurde. Hans war bekannt für seine Geschichten und Legenden, und Jakob konnte es kaum erwarten, mehr über die Gegend zu erfahren.
Nachdem er sich aufgewärmt und etwas zu essen bekommen hatte, fragte Jakob den alten Hans nach den Geheimnissen von Lohn. Hans lächelte geheimnisvoll und begann, die Geschichte des verborgenen Tunnels zu erzählen.
“Vor langer Zeit,” begann Hans, “lebten hier die Kelten, ein stolzes und mächtiges Volk. Sie bauten einen Tunnel, der tief unter dem Dorf verlief und bis zu einer versteckten Kammer reichte. In dieser Kammer bewahrten sie ihre wertvollsten Schätze auf – Gold, Silber und Edelsteine, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hatten. Doch sie wussten, dass sie diese Schätze vor Feinden schützen mussten. Deshalb riefen sie mächtige Geister herbei, die den Tunnel bewachen sollten.”
Jakob lauschte gespannt, während Hans fortfuhr: “Die Geister waren unbarmherzig und gnadenlos. Jeder, der versuchte, den Tunnel zu betreten, wurde von ihnen in die Dunkelheit gezogen und verschwand für immer. Nur diejenigen, die das Herz eines wahren Helden hatten und die Prüfungen der Geister bestehen konnten, würden den Schatz jemals finden.”
Jakob war fasziniert von der Geschichte und beschloss, den Tunnel zu finden und die Prüfungen zu bestehen. Am nächsten Morgen machte er sich auf den Weg, bewaffnet mit einer Fackel und seinem Mut. Er durchsuchte die Wälder und Felder rund um das Dorf, bis er schließlich einen versteckten Eingang fand, der tief in die Erde führte.
Mit klopfendem Herzen betrat Jakob den Tunnel. Die Luft war kalt und feucht, und die Dunkelheit schien ihn zu verschlingen. Doch er ging weiter, entschlossen, die Prüfungen der Geister zu bestehen. Bald hörte er ein Flüstern, das durch die Gänge hallte. Es waren die Geister, die ihn warnten, umzukehren. Doch Jakob ließ sich nicht beirren und setzte seinen Weg fort.
Plötzlich erschien vor ihm ein riesiger Schatten. Es war der erste Geist, der ihn herausforderte. “Wer bist du, der es wagt, unseren Tunnel zu betreten?” dröhnte die Stimme des Geistes. Jakob antwortete mutig: “Ich bin Jakob, ein Hirte aus Lohn. Ich suche den Schatz der Kelten und bin bereit, eure Prüfungen zu bestehen.”
Der Geist nickte anerkennend und sagte: “Sehr gut, Jakob. Deine erste Prüfung ist die der Tapferkeit. Du musst durch diese Dunkelheit gehen, ohne Angst zu zeigen.” Jakob nahm all seinen Mut zusammen und schritt entschlossen weiter. Die Dunkelheit wurde immer dichter, doch er blieb standhaft und erreichte schließlich das Ende des Ganges.
Dort wartete der zweite Geist auf ihn. “Du hast die Prüfung der Tapferkeit bestanden,” sagte der Geist. “Nun musst du die Prüfung der Weisheit bestehen. Beantworte diese Frage: Was ist das wertvollste Gut eines Menschen?” Jakob dachte einen Moment nach und antwortete dann: “Das wertvollste Gut eines Menschen ist seine Ehre und sein Mut.” Der Geist lächelte und ließ ihn passieren.
Schließlich erreichte Jakob die versteckte Kammer, in der der Schatz aufbewahrt wurde. Doch bevor er eintreten konnte, erschien der dritte und letzte Geist. “Du hast die Prüfungen der Tapferkeit und der Weisheit bestanden,” sagte der Geist. “Nun musst du die Prüfung des Herzens bestehen. Warum suchst du diesen Schatz?”
Jakob antwortete ehrlich: “Ich suche diesen Schatz nicht für mich selbst, sondern um meinem Dorf zu helfen. Mit dem Reichtum möchte ich Lohn und seine Bewohner vor Not und Armut bewahren.” Der Geist nickte zufrieden und trat zur Seite, um Jakob eintreten zu lassen.
In der Kammer fand Jakob unermessliche Reichtümer, die er zurück ins Dorf brachte. Dank seines Mutes und seiner Selbstlosigkeit blühte Lohn auf, und die Legende des verborgenen Tunnels und des tapferen Hirten wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Und so bleibt die Geschichte des verborgenen Tunnels von Lohn ein Symbol für Mut, Weisheit und das Herz eines wahren Helden.