In den sanften Hügeln und Wäldern rund um Boningen, einem beschaulichen Dorf im Kanton Solothurn, gibt es eine alte Sage, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Diese Geschichte handelt von einem verborgenen Schatz, der tief unter der Erde ruht und nur von den Mutigen und Reinen gefunden werden kann.
Vor vielen Jahrhunderten, als die Römer noch über das Land herrschten, gab es einen reichen und mächtigen Statthalter namens Lucius. Er war bekannt für seinen Reichtum, aber auch für seine Gier und Grausamkeit. Lucius besaß unermessliche Schätze, die er in einer geheimen Kammer tief unter seinem Anwesen versteckte. Diese Kammer war durch ein Labyrinth aus Tunneln und Fallen geschützt, das nur er selbst kannte.
Eines Tages, als die Barbaren das Land überfielen und die römische Herrschaft zu Ende ging, entschied Lucius, seinen Schatz zu verstecken, um ihn vor den Eroberern zu schützen. Er verschloss die Kammer und vergrub den Eingang tief unter der Erde. Doch bevor er den Ort verließ, sprach er einen Fluch aus: “Wer auch immer meinen Schatz finden will, muss reinen Herzens sein, sonst wird er für immer in den Tiefen der Erde gefangen bleiben.”
Die Jahre vergingen, und Lucius’ Anwesen verfiel zu Ruinen. Die Geschichte des Schatzes geriet in Vergessenheit, bis eines Tages ein armer Bauer namens Hans auf den alten Überlieferungen stieß. Hans war ein gutherziger Mann, der stets anderen half und ein einfaches, aber zufriedenes Leben führte. Eines Nachts hatte er einen seltsamen Traum, in dem ihm ein alter Mann erschien und ihm den Weg zum Schatz zeigte. Der alte Mann warnte Hans jedoch eindringlich: “Nur wer reinen Herzens ist, kann den Schatz finden. Sei vorsichtig, mein Sohn.”
Am nächsten Morgen machte sich Hans auf den Weg zu den Ruinen des alten Anwesens. Er erinnerte sich an die Worte des alten Mannes und betete, dass er reinen Herzens sei. Als er die Ruinen durchsuchte, fand er schließlich einen versteckten Eingang, der tief in die Erde führte. Mit einer Fackel in der Hand wagte er sich in die Dunkelheit.
Der Weg war beschwerlich und voller Hindernisse. Hans musste enge Tunnel durchqueren, gefährliche Fallen umgehen und Rätsel lösen, die nur ein reines Herz beantworten konnte. Doch seine Entschlossenheit und sein Glaube trugen ihn weiter. Schließlich erreichte er die geheime Kammer, in der der Schatz verborgen war.
Als Hans die Kammer betrat, erstrahlte sie in einem goldenen Licht. Vor ihm lagen unermessliche Reichtümer: Gold, Edelsteine und antike Artefakte. Doch Hans erinnerte sich an die Warnung des alten Mannes und wusste, dass der wahre Schatz nicht in den materiellen Dingen lag. Er kniete nieder und dankte den Göttern für die Führung und den Schutz.
In diesem Moment erschien der alte Mann aus seinem Traum erneut. Er lächelte und sprach: “Hans, du hast den wahren Schatz gefunden. Dein reines Herz hat dich hierher geführt. Nimm, was du brauchst, aber vergiss nicht, dass wahre Reichtümer im Herzen liegen.”
Hans nahm nur so viel Gold, wie er für ein bescheidenes, aber sorgenfreies Leben benötigte, und verließ die Kammer. Er verschloss den Eingang erneut und ließ den Rest des Schatzes für immer verborgen. Zurück in seinem Dorf erzählte er niemandem von seinem Fund, sondern lebte weiterhin ein einfaches und glückliches Leben.
Die Sage von Hans und dem verborgenen Schatz wurde im Dorf Boningen weitergegeben und erinnerte die Menschen daran, dass wahre Reichtümer nicht in Gold und Edelsteinen, sondern in einem reinen Herzen und einem guten Leben zu finden sind.
Und so bleibt der Schatz von Boningen bis heute verborgen, tief unter der Erde, wartend auf den nächsten reinen Herzens, der den Mut und die Weisheit hat, ihn zu finden.