In den sanft geschwungenen Hügeln von Saint-Livres, einem kleinen Dorf nahe Morges im Kanton Waadt, liegt eine alte verfallene Mühle. Die Einheimischen meiden diesen Ort, denn es heißt, dass ein Fluch auf der Mühle liegt. Die Geschichte dieses Fluchs reicht weit zurück und ist tief in den Herzen und Köpfen der Dorfbewohner verankert.
Vor vielen Jahrhunderten, als die Mühle noch in Betrieb war, lebte dort ein Müller namens Jean. Jean war ein harter, aber gerechter Mann, der sein Geschäft mit großer Sorgfalt führte. Er war bei den Dorfbewohnern beliebt, da er stets darauf achtete, dass niemand Hunger litt. Doch Jean hatte einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit: Er hatte einst einen Pakt mit einem mysteriösen Fremden geschlossen.
Eines stürmischen Herbstabends klopfte ein Mann in einem langen, schwarzen Mantel an die Tür der Mühle. Seine Augen funkelten unheilvoll im flackernden Licht der Laterne. Der Mann stellte sich als Lucien vor und bot Jean einen Handel an: Reichtum und Wohlstand im Austausch für seine Seele. Jean, der damals jung und ehrgeizig war, willigte ein, ohne die Konsequenzen zu bedenken.
Die Jahre vergingen, und Jean wurde tatsächlich reich und wohlhabend. Doch der Preis für seinen Wohlstand war hoch. Er begann, seltsame Dinge zu bemerken. Schatten bewegten sich in der Nacht, und seltsame Geräusche hallten durch die Mühle. Jean wurde immer unruhiger und begann, an seinem Verstand zu zweifeln.
Eines Nachts, als der Vollmond hoch am Himmel stand, erschien Lucien erneut. Er erinnerte Jean daran, dass die Zeit gekommen sei, seinen Teil des Paktes zu erfüllen. Jean flehte um Gnade, doch Lucien war unerbittlich. In seiner Verzweiflung wandte sich Jean an die Dorfbewohner und bat um Hilfe. Gemeinsam beschlossen sie, den Pakt zu brechen, indem sie Lucien in einer Falle fangen würden.
Die Dorfbewohner versammelten sich in der Mühle, um Lucien zu konfrontieren. Sie errichteten einen Kreis aus Salz und stellten sich um Jean, um ihn zu schützen. Als Lucien erschien, brach ein heftiger Kampf aus. Die Luft war erfüllt von Schreien und dem Knistern von Magie. Schließlich gelang es den Dorfbewohnern, Lucien in den Salzkreis zu locken. Mit einem letzten, verzweifelten Schrei verschwand er in einer Rauchwolke.
Doch der Fluch war damit nicht gebrochen. Luciens Zorn war so groß, dass er die Mühle verfluchte. Seit jener Nacht ist die Mühle ein Ort des Unheils. Es heißt, dass man in der Nacht die Schreie von Jean und den Dorfbewohnern hören kann, die immer noch gegen den Fluch kämpfen. Schatten huschen durch die Ruinen, und seltsame Lichter tanzen um die alten Mühlsteine.
Manche sagen, dass der Fluch gebrochen werden kann, wenn jemand den Mut findet, die Mühle zu betreten und den Pakt endgültig zu lösen. Doch bis heute hat niemand den Mut aufgebracht, diese Herausforderung anzunehmen. Die Mühle steht weiterhin als stumme Mahnung da, ein Zeugnis der dunklen Vergangenheit und der Macht der unerfüllten Versprechen.