In den tiefen Wäldern von Courtedoux, einem kleinen Dorf im Kanton Jura, rankt sich eine düstere Sage um ein altes, verfallenes Schloss. Das Château de Courtedoux, wie es einst genannt wurde, liegt heute in Ruinen, doch vor Jahrhunderten war es ein prächtiger Herrensitz, bewohnt von der adligen Familie de Courtedoux. Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, handelt von einem Fluch, der diese Familie heimsuchte und das Dorf bis heute in Schrecken versetzt.
Es war im 14. Jahrhundert, als der junge und ehrgeizige Graf Philippe de Courtedoux das Schloss erbte. Philippe war für seine Grausamkeit und seinen unstillbaren Ehrgeiz bekannt. Er wollte sein Territorium erweitern und führte zahlreiche Kriege gegen benachbarte Adlige. Doch sein größter Fehler war es, sich mit einer mächtigen Hexe namens Morgaine anzulegen, die in den Wäldern von Courtedoux lebte.
Philippe hatte von Morgaines unermesslichen Schätzen gehört und beschloss, sie zu berauben. Eines Nachts führte er seine Männer in den Wald, um die Hexe zu fangen. Sie fanden Morgaine in ihrer Hütte, und ohne Vorwarnung stürmten sie hinein, zerstörten alles und nahmen die alte Frau gefangen. Morgaine, die für ihre Weisheit und ihre dunklen Künste bekannt war, verfluchte Philippe und seine gesamte Blutlinie, bevor sie in die Verliese des Schlosses geworfen wurde.
„Du wirst den Preis deiner Gier bezahlen, Philippe de Courtedoux,“ rief sie, während sie in Ketten gelegt wurde. „Dein Blut wird verflucht sein, und dein Name wird in Schande untergehen. Jeder Nachkomme, der in diesem Schloss lebt, wird den Tod durch Wahnsinn finden.“
Philippe lachte nur und ließ Morgaine in den Verliesen verrotten. Doch schon bald begann der Fluch seine Wirkung zu zeigen. Philippe selbst wurde der erste, der dem Wahnsinn verfiel. Er begann, Stimmen zu hören und Schatten zu sehen, die ihm folgten. Seine einstigen Verbündeten wandten sich von ihm ab, und er wurde immer paranoider. Schließlich fand man ihn eines Morgens tot in seinem Bett, die Augen weit aufgerissen und das Gesicht zu einer Maske des Schreckens verzerrt.
Die folgenden Generationen der Familie de Courtedoux erlitten ein ähnliches Schicksal. Jeder, der das Schloss bewohnte, wurde von Wahnsinn und Tod heimgesucht. Die Dorfbewohner begannen, das Schloss zu meiden, und bald wurde es verlassen und dem Verfall preisgegeben.
Doch die Geschichte endet nicht hier. Es heißt, dass der Fluch bis heute auf dem Land von Courtedoux lastet. Immer wieder berichten Bewohner von seltsamen Erscheinungen in den Wäldern und von unheimlichen Stimmen, die in der Nacht zu hören sind. Einige behaupten sogar, die geisterhafte Gestalt von Morgaine gesehen zu haben, die durch die Ruinen des Schlosses wandert.
Eines Nachts, vor nicht allzu langer Zeit, beschloss eine Gruppe mutiger Jugendlicher, das Geheimnis des verfluchten Schlosses zu ergründen. Bewaffnet mit Taschenlampen und Mut, machten sie sich auf den Weg zu den Ruinen. Als sie das Schloss erreichten, umfing sie eine unheimliche Stille. Die alten Mauern schienen die Schreie der Vergangenheit in sich aufgesogen zu haben.
Sie durchsuchten die Ruinen und fanden schließlich den Zugang zu den alten Verliesen. Dort, in einer feuchten, dunklen Zelle, entdeckten sie ein altes Skelett, das an die Wand gekettet war. Auf dem Boden lag ein verstaubtes Buch, das offenbar Morgaines Zauberbuch war. Einer der Jugendlichen, der sich besonders für Geschichte und alte Schriften interessierte, begann, das Buch zu lesen.
Plötzlich erfüllte ein kalter Wind die Zelle, und die Jugendlichen hörten ein Flüstern, das immer lauter wurde. „Verlasst diesen Ort,“ sagte eine geisterhafte Stimme. „Der Fluch ist noch nicht gebrochen.“ Panisch ließen die Jugendlichen das Buch fallen und rannten aus den Verliesen, hinaus in die Freiheit.
Seit jener Nacht wagt es niemand mehr, das verfluchte Schloss zu betreten. Die Dorfbewohner von Courtedoux erzählen sich die Geschichte des Fluchs weiter, und die Ruinen des Château de Courtedoux bleiben ein Mahnmal für die Macht der alten Hexe und die unheilvollen Folgen von Gier und Grausamkeit.