In der hügeligen Landschaft des Basel-Landschafts, unweit von Sissach, liegt das kleine Dorf Gelterkinden. Hier, inmitten von grünen Wiesen und dichten Wäldern, steht die Ruine Bischofstein, ein altes Gemäuer, das von längst vergangenen Zeiten erzählt. Die Einheimischen berichten von einer düsteren Legende, die sich um die Ruine rankt und bis heute für Unruhe sorgt.
Vor vielen Jahrhunderten, als die Burg noch in voller Pracht stand, lebte dort ein mächtiger und grausamer Burgherr namens Konrad von Bischofstein. Konrad war bekannt für seine Härte und seine Gier. Er unterdrückte die Bauern und verlangte hohe Abgaben, die viele in Not und Elend stürzten. Doch das war nicht das Schlimmste, was man über ihn sagte. Es hieß, er habe einen Pakt mit dunklen Mächten geschlossen, um seine Macht zu sichern und seine Feinde zu vernichten.
Eines Tages, so erzählt die Sage, kam ein wandernder Mönch nach Gelterkinden. Er war alt und gebrechlich, doch seine Augen strahlten eine Weisheit aus, die weit über das Irdische hinausging. Der Mönch bat um Einlass in die Burg, um dort Schutz vor einem aufziehenden Sturm zu finden. Konrad, der keine Achtung vor der Kirche oder ihren Dienern hatte, ließ den Mönch herein, jedoch nicht aus Gastfreundschaft, sondern um sich über ihn lustig zu machen.
Der Mönch wurde in die große Halle geführt, wo Konrad und seine Gefolgsleute ein üppiges Festmahl abhielten. Der Burgherr forderte den Mönch auf, sich zu ihnen zu setzen und zu essen, doch dieser lehnte höflich ab. Stattdessen sprach er: “Herr von Bischofstein, ich komme mit einer Warnung. Eure Taten haben das Maß des Erträglichen überschritten. Wenn Ihr nicht umkehrt und Eure Wege ändert, wird ein großer Fluch über Euch und Eure Nachkommen kommen.”
Konrad lachte laut und höhnisch. “Ein Fluch? Von einem alten Mann wie dir? Du hast keinen Platz an meinem Tisch, und deine Worte sind nichts als leeres Geschwätz.”
Der Mönch erhob sich und sprach mit einer Stimme, die plötzlich stark und mächtig klang: “So sei es. Von diesem Tage an wird die Burg Bischofstein nie wieder Frieden finden. Eure Gier und Grausamkeit werden Euch und Eure Nachkommen ins Verderben stürzen.”
Mit diesen Worten verließ der Mönch die Burg, und kaum war er fort, zog ein unheilvoller Sturm auf. Blitze zuckten über den Himmel, und Donner grollte, als ob die Erde selbst erzürnt wäre. In dieser Nacht geschahen seltsame Dinge in der Burg. Diener berichteten von unheimlichen Schatten, die durch die Gänge huschten, und von unheimlichem Flüstern, das aus den Wänden zu kommen schien.
Konrad von Bischofstein schlug alle Warnungen in den Wind und setzte sein tyrannisches Regiment fort. Doch die Prophezeiung des Mönchs begann sich zu erfüllen. Ein Unglück nach dem anderen ereilte die Burg. Die Ernten verdarben, die Tiere erkrankten, und die Menschen mieden die Gegend aus Angst vor dem Fluch.
Eines Nachts, als der Sturm wieder einmal über die Burg tobte, verschwand Konrad spurlos. Seine Gefolgsleute fanden nur noch seine Kleidung und ein verbranntes Pergament, auf dem in alten Runen geschrieben stand: “Der Fluch hat seinen Preis gefordert.”
Die Burg verfiel nach und nach, und die wenigen, die dort geblieben waren, erzählten von schrecklichen Erscheinungen und unheimlichen Geräuschen, die die Ruinen heimsuchten. Es hieß, dass der Geist Konrads keine Ruhe fand und dass er jede Nacht umherirrte, auf der Suche nach Erlösung.
Heute sind von der Burg Bischofstein nur noch Ruinen übrig, doch die Legende lebt weiter. Die Einheimischen meiden die Ruine, besonders bei Nacht, und erzählen sich die Geschichte des grausamen Burgherrn und des Fluches, der bis in alle Ewigkeit auf dem Ort lastet.
Manchmal, so berichten Wanderer, sieht man in den Ruinen einen Schatten, der sich in der Dunkelheit bewegt, und hört ein leises Flüstern, das vom Wind getragen wird. Es ist der Geist von Konrad von Bischofstein, der keine Ruhe finden kann und für immer an den Ort seines Verderbens gebunden ist.